Eigentlich müsste man Erleichterung verspüren, wenn ein monatelanges Versteckspiel und die Taktik, nur so viel einzugestehen, wie derzeit beweisbar ist, am heutigen Freitag ein Ende gefunden hat. Für uns SPD-Anhänger müsste eigentlich noch die Genugtuung hinzukommen, dass 2010 unser Kandidat der bessere war.
Aber warum alles nur im Konjunktiv? Daher, weil wir aus meiner Sicht gar nicht einschätzen können, wie sehr Christian Wulff das Amt des Bundespräsidenten beschädigt hat. Für uns Politiker - sei es im Hauptberuf oder im Ehrenamt - ist es seit der Amtszeit von Christian Wulff noch schwieriger geworden, unseren Mitbürgerinnen und Mitbürgern zu vermitteln, dass Politik den Menschen im Blick hat und von Visionen beseelt ist.
Auch unserer Jugend klingen solche Worte wie Hohn. Wie oft höre ich am Stand oder bei Hausbesuchen: "Egal welche Partei, die sind alle gleich und achten nur auf ihren Vorteil." - für mich angesichts der aktuellen Berichterstattung um den ehemaligen Bundespräsidenten Wulff eine völlig nachvollziehbare Haltung.
Blicken wir - wie es unsere Art ist - vorsichtig optimistisch nach vorne! Bundeskanzlerin Angela Merkel hat es nun in der Hand, ihr damaliges Verhalten zu korrigieren. Wir erinnern uns: Die Kanzlerin war froh, einen unliebsamen Konkurrenten versorgen zu können und stimmte die Personalie Wulff nicht mit der SPD und den Grünen ab. Dank der Kampfkandidatur von Joachim Gauck war es schwer, den im Alleingang bestimmten Kandidaten Wulff durchzubringen.
Angela Merkel könnte nun Größe zeigen und ihren Fehler wiedergutmachen. Joachim Gauck ist sicherlich nicht zu einer neuen Kampfkandidatur bereit. Wäre er aber der gemeinsame Kandidat der Regierung und der Opposition, so würde er sich der Verantwortung stellen.
Also, Finger zur Raute formen, beim sympathischen evangelischen Pastor anrufen und elegant über den eigenen Schatten springen! Hierfür würde ich den Hut ziehen!
Herbert Woerlein