Bestandsaufnahme als Grundlage für die Planung
Bevor wir jedoch in die Zukunft blicken, ist es essentiell, den Ist-Zustand genau zu erfassen. Eine detaillierte Bestandsaufnahme des Virchowviertels ist der erste Schritt auf dem Weg zu einer nachhaltigen Transformation. Diese Erhebung sollte folgende Punkte umfassen: die Größe der Grundstücke, das Baujahr der Gebäude, die Art der Bebauung (eingeschossig oder mehrstöckig), die Aufteilung zwischen Gebäuden und Parkplätzen sowie die Eigentümerstruktur. Eine grafische Aufbereitung dieser Daten könnte uns helfen, die unterschiedlichen Nutzungstypen im Gebiet zu visualisieren und Schwachstellen sowie Potenziale besser zu erkennen.
Urbanes Gebiet: Chancen für eine gemischte Nutzung
Ein zukunftsorientierter Ansatz könnte die Umwandlung des Virchowviertels in ein sogenanntes „Urbanes Gebiet“ nach § 6a der Baunutzungsverordnung (BauNVO) sein. Diese Baugebietskategorie ermöglicht eine stärkere Nutzungsmischung und könnte dem Gebiet neues Leben einhauchen. Statt monofunktionaler Gewerbeflächen könnte eine räumliche Nähe von Wohnen, Arbeiten, Versorgung und Freizeitaktivitäten geschaffen werden. Diese Durchmischung würde nicht nur die Lebensqualität erhöhen, sondern auch den sozialen Zusammenhalt stärken und die Attraktivität des Viertels steigern. Zudem würde die großzügigere Festsetzung der Grundflächen- und Geschossflächenzahl eine effizientere Flächennutzung ermöglichen.
Chancen durch das neue Universitätsklinikum
In unmittelbarer Umgebung entsteht das Universitätsklinikum – eine großartige Weiterentwicklung in der Nachbarschaft. Durch die Klinik werden zahlreiche Arbeitsplätze geschaffen, und auf dem Campus werden 1.500 Studierende forschen. Diese Entwicklung bringt auch Herausforderungen mit sich, vor allem in Bezug auf den Wohnraum für die Studierenden. Eine Lösung könnte in der Schaffung einfacher Appartements im Gewerbegebiet liegen. So könnte das Virchowviertel zu einem lebendigen Quartier werden, in dem Wohnen und Einkaufen, Infrastruktur und öffentlicher Personennahverkehr harmonisch vereint sind.
Herausforderungen und Fragestellungen
Natürlich sind mit einem solchen Wandel auch Herausforderungen verbunden. Im Rahmen der letzten Bauausschusssitzung haben wir verschiedene Fragestellungen identifiziert, die im weiteren Planungsverlauf geklärt werden müssen. Dazu zählen mögliche Schadensersatzforderungen von Eigentümern, die in den letzten Jahren gebaut haben, sowie die Auswirkungen der Umwandlung auf die Wertentwicklung der Flächen. Auch die soziale Infrastruktur muss in die Überlegungen einbezogen werden: Wie wirkt sich die Umwandlung auf die Kinderbetreuung und die Schulen aus? Und schließlich stellt sich die Frage, wie wir bei der Neugestaltung der Flächen eine angemessene Abschöpfung erzielen können.
Zusammenarbeit als Schlüssel zum Erfolg
Eine Lösung kann nur durch ein gemeinsames Zusammenwirken zwischen Investoren, Eigentümern, der Stadt und der Bevölkerung erreicht werden. Ein „Weiter so“ ist keine Option und der falsche Weg. Die erfolgreiche Weiterentwicklung des Virchowviertels wird nicht isoliert gelingen. Eine enge Zusammenarbeit mit der Stadt Augsburg und den umliegenden Gemeinden im Verdichtungsraum bietet sich als strategische Option an. Gemeinsam könnten wir ein übergreifendes Konzept entwickeln, das nicht nur die spezifischen Bedürfnisse von Stadtbergen, sondern auch die regionalen Anforderungen berücksichtigt. Dabei könnten Fördergelder eine wichtige Rolle spielen, um die finanzielle Last für die Stadt zu verringern.
Unterstützung von Experten
Um die angestrebte bauliche Verdichtung und die Umwandlung in ein Urbanes Gebiet erfolgreich zu realisieren, sollten wir uns zudem Unterstützung von außen holen. Ein Unternehmen aus München, das die Stadt Augsburg in den letzten Jahren bei einem Förderprojekt Flächensparen begleitet hat, könnte ein wertvoller Partner sein. Auch eine mögliche Kooperation mit der Stadt Augsburg und der Stadt Gersthofen im Rahmen eines neuen Förderprojekts wäre eine Option, die es zu prüfen gilt.
Fazit: Ein Weckruf für Stadtbergen
Die Weiterentwicklung des Virchowviertels ist nicht nur eine Notwendigkeit, sondern auch eine Chance. Eine Chance, unsere Stadt zukunftsfähig zu machen, den Flächenverbrauch zu reduzieren, Wohnraum zu schaffen und die Lebensqualität für alle Bürgerinnen und Bürger zu steigern. Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, mutige Entscheidungen zu treffen und gemeinsam an einer nachhaltigen und lebenswerten Zukunft für Stadtbergen zu arbeiten. Ein Festhalten am Status quo wäre ein fataler Fehler – sowohl für die Stadt als auch für ihre Bürgerinnen und Bürger.